Samstag, 24. Mai 2014

im Eiltempo von Jaroslawl über Kostroma und Iwanowo nach Suzdal...



 24.4.14 


Jaroslavl
Bei Eiseskälte um die Null Grad geht es los in Richtung Jaroslawl, das zu Zarenzeiten kurze Zeit Hauptstadt Russlands war. Unterwegs wechseln sich Sonne, Wolken, starker Wind und ein kurzes Schneetreiben ab. Uns erwartet ein randvoll gepacktes Tagesprogramm.
Jaroslawl an der Wolga ist eine der ältesten Städte Russlands, und wir befinden uns nun etwa 280 km von Moskau entfernt.

Die Prophet- Elija Kirche 


mit ihren berühmten Fresken haben wir nur von außen gesehen.... oder ich habe es wegen der  Geschwindigkeit schon vergessen....  Von meinem Erstbesuch hier habe ich sie als sehenswert in Erinnerung behalten.
Auch die vielen kleinen , in die Umrandungsmauern eingearbeiteten Kacheln fallen mir nur auf, weil ich sie bei meiner ersten Reise hierher schon gesehen habe. Diese Kachelarbeiten sind typisch für Jaroslawl.


Es geht durch die Stadt..... teils als Stadtrundfahrt, teils im Schnellschritt zu Fuß. 

Nächster Punkt ist die Mariä Entschlafenskapelle, die von den Bolschewiken gesprengt und ab 2004 wieder aufgebaut wurde. 2010 erfolgte die Einweihung, rechtzeitig zur 1000-Jahrfeier der Stadt.



Angeblich wurde der gesamte Bau von einem einzigen Privatmann finanziert, einem Moskauer Geschäftsmann, die Kosten beliefen sich auf -zig Millionen Rubel...
Interessanterweise wurde das Gebäude dann 2005 zum Weltkulturerbe erklärt... mir ist das nicht erklärlich, da weder Geld von der Unesco geflossen sein soll, noch zu erwarten sei. Hingegen seien reichlich Vorschriften erfolgt, so zB dürfe der Glockenturm nicht wie geplant gebaut werden, weil man ein altes Fundament entdeckt habe. Es geschieht aber rein gar nichts, weil - wie gesagt- ja auch gar kein Geld rüberkommt...
Das bestätigt meine negative Einstellung gegenüber der inflationären  Sammlung von sogenanntem Weltkulturerbe. 

Die Innenbesichtigung hat wegen der Geschwindigkeit bei mir wenig Eindruck hinterlassen... ich muss mal in die Fotos gehen....


Also,  wir waren doch drinnen....




Draußen werden wir mit wunderschönem Glockengeläut begrüßt 


und haben kurz Zeit, noch einen Blick auf die Wolga zu werfen.


Heute ist ein Gedenktag.... keine Ahnung welcher...
Jedenfalls finden Feierlichkeiten statt am Denkmal für die Gefallenen des 2 . Weltkrieges.
Rote Plastiknelken liegen sowieso immer dort,  kommen aber in Massen dazu....


Heerscharen von Besuchern stürmen herbei, vor allem Damen, die ganz hohe Absätze tragen...  

 


Im Stechschritt geht es zur Wachablösung, zuvor werden Schlipse und Kragen von 2 Herren im Hintergrund zurechtgezupft. Mit energischen Bewegungen machen sie den Kindern mehrfach vor, wie die Bewegungen  auszusehen hätten... eins...zwei...eins....zwei....


Die Kinder kommen anmarschiert und stehen  mit ernster Miene bei eisigem Wind stramm und  still .
Das sind Kerlchen zwischen 13 und 15 Jahren schätze ich. Die Mädchen dürfen sich als tongebende Anführerinnen hervortun und schreiten Kommando gebend an der Spitze der kleinen Trupps.


 Nachdem es erst heißt, an dem ewigen Feuer stünden immer Soldaten Wache, stellt sich dann später heraus, dass alles nur im Rahmen einer Feier stattfand, denn sie marschieren allesamt stampfend und Kommandos rufend wieder ab, mit umgehängtem Gewehr und toternsten Mienen. Zurück bleibt niemand.


Danach Mittagessen... ist wohl schwierig in Jaroslawl... als ich schonmal hier war, gab es Essen an Bord des Schiffes, also das war kein Problem....
Wir werden an eine Bude... ähnlich einem größeren Kiosk geleitet, wo ein älteres Mütterchen mit Kopftuch versucht, mit dem unerwarteten Ansturm an Kunden fertig zu werden.
Im Angebot sind Piroggen mit Kraut oder Marmelade? So richtig weiss sie es auch nicht, was sie da zu bieten hat...
Mal gibt sie vor das eine zu haben, dann doch wieder nicht. Es ist ein langsames Geschäft... eher ein  Durcheinander ... die Quarkteilchen stellen sich als Gestrige heraus, aber die mit Marmelade gefüllten sind köstlich. Dazu einen kleinen Becher Kaffee vom Busfahrer, was will man eigentlich mehr???

Eine Pippipause für 13 Kopeken erfolgt in einem kleinen Häuschen im Park. Am frühen Morgen waren wir in einem von der Reiseleiterin ausgesuchtem Hotel rüde abgewiesen worden. Ohne Zimmer kein WC, die Zeiten haben sich geändert, basta. 

Weiterfahrt dmit dem Bus  nach Kostroma. 
Der Himmel zeigt wieder viel Blau, und wir gleiten auf langen geraden Strassen dahin, links und rechts gesäumt von Kiefer- und Birkenwald.
Wir sind nun 380 km nordöstlich von Moskau und Kostroma, das 5 Jahre jünger sein soll als Moskau, ist die nördlichste Stadt des Goldenen Rings. Es wurde oft als Versteck von russischen Fürsten benutzt, da es etwas abgelegen liegt.


Wir machen eine Rundfahrt und Führung durch das malerisch an der Wolga gelegene Ipatios-Kloster. Zuvor überqueren wir die Wolga, 

die Wolga, ein mächtiger Strom....

 vorbei an teils stillgelegten Industrieanlagen  in rotem Backstein.


Diese stehen unter Denkmalschutz.
Auf den Gleisen vor uns rollt ein  Zug, beladen mit viel Holz.


Bis zum 18. Jahrhundert wurde in Kostroma hauptsächlich aus Holz gebaut, das alles ist aber durch viele Feuer vernichtet worden.

Im Holz-Baukunst Museum  von Kostroma waren wir nicht.... es gibt noch eins.... in Suzdal.... da kommen wir noch hin.....


Das Hypathios-Kloster steht an der Mündung der Flüsse Kostroma und Wolga .


In der Dreifaltigkeits-Kathedrale des Klosters wurde 1613 Michail Romanow, der Gründer der russischen Zarendynastie, gekrönt.
Hier geht es ganz besonders fromm zu, wer von den Frauen nichts auf dem Kopf hat, bekommt ein Kopftuch, und wenn der Anorak normal zu kurz ist, muss man sich trotz längerer Hose einen Rock umbinden. Die Herren müssen ihre Kopfbedeckungen abnehmen.
Fotogebühr: 100 Rubel, aber nur Außenaufnahmen! 
Wehe, wen sie drinnen erwischen, der bekommt es mit ihr zu tun... einer besonders frommen älteren Frau, die sich alle 2 Minuten erneut bekreuzigt. Im letzten Jahr war das Fotografieren noch erlaubt. Es ist also wie Vieles nur der Lust und Laune der momentanen Obrigkeiten unterworfen und hat mit dem Glauben rein gar nichts zu tun.... wie überall....

Fresken.....aber heimlich geknipst.....

eine wirklich schöne Innenausstattung

Dann geht es wieder über die Wolga zurück und zu den Handelsreihen der Kaufleute.


Handelsreihen sind Arkaden mit riesigen Innenhöfen, hier sind es sogar 2 gegenüberliegende Arkadenreihen mit weiteren Handelsreihen in den Innenhöfen. 
Drinnen sind Marktstände, wo alles verkauft wird, was man so braucht. Ich habe mich gehütet, getrocknete Früchte zu kaufen, so lecker sie auch aussahen... Das war mir bei meiner ersten Russlandreise in Jaroslavl nicht gut bekommen....

geschäftiges Treiben um die Mittagszeit
Birkenzweige für die Banja
Siesta in der Mittagssonne

Jetzt geht es auf die lange Fahrt von etwa 150 km nach Iwanowo.

Lenin ist allgegenwärtig
Iwanowo war seit 1710, auf Befehl von Zar Peter dem Großen, auf Textilproduktion spezialisiert und wurde auch "Russisches Manchester"genannt, oder Textil-Hauptstadt Russlands. Städtebaulich ist Iwanowo wohl interessant, aber wir fahren nur mit dem Bus hindurch, und meine Augen können den Beschreibungen der Reiseleitung kaum folgen.

Kurz nach der Stadtmitte werden die Strassen wieder von riesigen Wohnblocks gesäumt, nun zur Abwechslung einmal ein paar moderne, die ihre Wohnungen auch  Kauf anpreisen. 



Auf der anderen Straßenseite dann wieder jede Menge 4 stöckiger Wohnblocks aus ehemals gelben oder weißem Klinker, genannt Chruschtschow Wohnblocks, weil die wohl unter seiner Herrschaft bevorzugt gebaut wurden, und dann folgen bald wieder die schönen Holzhäuser in wechselnder Pracht.



Nun erwarten uns nochmal 80 km bis Suzdal auf der Landstraße, die ganz gut befahrbar ist. Die LKWs haben einen Affenzahn drauf, sodass unser Bus oft viele Kilometer an einem klebt, bis er ihn endlich überholen kann und man wieder den schönen Blick nach vorne hat.
Wir erreichen unser Hotel ziemlich spät, sodass ein Rundgang durch das kleine Städtchen leider entfällt. Es ist ein Hotel, dass sich durch Flächenausdehnung auszeichnet.... in die Höhe ragt es nur ein Stockwerk. 


Will man aber von einem Zimmer am einen Ende zum Essenssaal, so muss man sich schon ranhalten und durch die düsteren Flure eilen, wenn man da sein will, bevor die etwas näher wohnenden Gäste schon fertig sind.... 
Wenn man ein Fenster öffnen will, so sollte man ein paar kräftige Oberarmmuskeln parat haben....


 In der Dusche haben sie Phantasie bewiesen....



Ich glaube, es heißt "Suzdal", bin mir aber nicht mehr ganz sicher. 
Zumindest hat es Wlan in der Lobby und eine relativ gut besuchte Bar dabei, sodass man es sich da gut gehen lassen kann.

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