Donnerstag, 15. Mai 2014

mein Highlight : ROSTOW


Rostow (Rostow Welikij)  am Nerusee ist eine der ältesten russischen Städte  mit dem schönsten  Kreml des Landes. Teilweise ist er renoviert, teils noch in schlechtem Zustand.
 Die Stadt liegt 200 km von Moskau entfernt, Sie wurde 862 gegründet und war lange Zeit die Hauptstadt eines bedeutenden Fürstentums. Mal wurde sie  die  "Ewige Stadt Russlands" genannt, vom 12. bis zum 17. Jh "Welikij" (die Große)

Wichtig sind die Mariä-Entschlafens-Kathedrale (16.Jh.), die Erlöser Kirche am Marktplatz , der Kreml, das Glockenspiel.  Rostow wird wegen seines außergewöhnlich schönen Klangs des Glockenspiels auch „Symphonie in Stein“ genannt. Die im 17. Jahrhundert erbaute Glockenkirche hat 15 Glocken, die größte Glocke wiegt ungefähr 32 Tonnen.

 Heute ist der Himmel ist strahlend blau, aber es weht ein eiskalter Wind. Ich bin froh, dass ich einen Daunenmantel, Mütze und Handschuhe dabei habe....


der Überblick
Kuppeln hinter Handelsreihen  und Klostermauern
beeindruckende  Türme

Handwerksarbeiten aus alter Zeit
uralte Holzschindeln ohne Farbe
großzügige Innenanlagen
viele Gläubige, wie in allen Klöstern

eine Seite der langen Kremlmauer

Der Kreml wird besichtigt, wir hören viel über die wechselvolle Geschichte, wie üblich kann ich mir die ganzen Details gar nicht merken...Wir gehen über das Außengelände, können einen Blick auf den Nerusee werfen, die Uspenski- Kathedrale,

Blick auf den Nerosee durch die luftigen Arkadengänge auf der Mauer
mächtiger Glockenturm
den großen Glockenturm werfen und eine noch nicht renovierte Kirche besichtigen.
Diese Kirche fand ich besonders beeindruckend. Kirchen wurden in den schlimmsten Zeiten zB. als Schweineställe benutzt. Die Renovierungen laufen, so wie ich es verstanden habe über Spenden. Der Staat gibt nichts, die Kirche sitzt auf ihren Geldern, die sie aber wohl auch durch Spenden erworben hat und nun müssen immer neue Spenden her.







Einen Aussichtsturm könnte man besteigen... der Blick ist sicher fantastisch.... ich sehe ein paar wenige Touristen von oben herausblicken.....


Leider reicht unsere Zeit nur, um einen Blick auf die Treppe nach oben zu werfen.......



Es gibt auch eine Art Wehrgang, oben entlang auf der Kremlmauer, der ist aber erst in ein paar Wochen geöffnet, wenn die Saison richtig  begonnen hat.

Die Kuppeln  der Kirchen sind mit teils unbemalten, teils bemalten Holzschindeln oder Metallplättchen gedeckt, die erst in der Abendsonne so richtig zum Leuchten gebracht würden.... heißt es.... Dabei sind sie jetzt schon beeindruckend... die Haltbarkeit der Holzschindeln wird mit 150 Jahren angegeben.


Die Altstadt ist geprägt von niedrigen Häusern in sehr unterschiedlichem Renovierungszustand und sehr schönen Arkaden in denen oft Geschäfte untergebracht sind.
Diese Arkaden nennt man Handelsreihen, und begegnen sie uns in sämtlichen Städten des Ringes.


Nach der Kremlbesichtigung machen wir einen kleinen Rundgang zum Nerosee. Es geht vorbei an den langen Kremlmauern und über einen Wall. Einige Häuser liegen idyllisch im Grünen und der Blick auf den gesamten Kreml aus dieser Entfernung ist den Gang wert.







Da der Tourismus hier nicht schlecht laufen soll, versuchen sich Manche mit eigenen Ideen, so zB mit der Herstellung von Sandskulpturen, deren Besichtigung dann hoffentlich ein paar Kopeken einbringen wird.



Uns erwartet das Hotel "Moskauer Trakt", erbaut 2006, wie das Cosmos in Moskau, auch ein Intou-  
rist Hotel. Intourist wurde 1929 als staatliches Reiseunternehmen der Sowjetunion gegründet.  Seit     2010 ist es eine AG und gehört halb zu Thomas Cook und halb zu einem russischen Konzern namens Sistema.                                                                                                                                                    
   
 


W- Lan ist auch hier vorhanden, und so läßt sich manch einer vor dem Abendessen noch kurz mit der Welt daheim verbinden.

Allerdings haben sie sich an der einsamen Bär gestern Abend in der leeren Halle sehr freundlich bemüht.
Einer...der Azubi nehme ich an...bekam noch Anweisungen, wie er das Bier zu Zäpfchen hätte, , mühte sich dann unter den Augen seines (tat jedenfalls so und hätte auch einen schicken Anzug an) mit der wohl neue n elektronischen Kasse an. Dann könnte er aber nicht rausgehe, es war wohl fast nichts drin...und der vermutete Chef zückte seine Geldbörse. Dann durfte ich den Weg ins Zimmer nicht alleine machen, sondern der Junge Mann wurde angewiesen, mir d Boer dorthin zu tragen.
Es geht also doch. Vielleicht ist die kleine Bär ein Privatunternehmen in dem staatlichen Intouristhorel...



Da die Sonne scheint, hält es mich nun nicht mehr auf dem Zimmer, und ich ziehe zwar mit Kopfschmerzen, aber frohgemut alleine los.

Endlich kann ich mir die Holzhäuser mit den teils üppigen Schnitzereien in Ruhe betrachten und den Alltag auf der Strasse wahrnehmen.









Viel ist nicht los, aber an der einzigen größeren Kreuzung in der Nähe wird gleich ein Motorradfahrer von einem wild überholenden Auto zu Boden geschleudert. Ganz so schlimm scheint es nicht zu sein, er springt gleich wieder auf..... Aber die wenigen Spaziergänger haben wenigstens was zu sehen.



Immer geradeaus kommt man zum Nerosee, vorbei an ein paar mehr oder weniger heruntergekommenen kleinen Wohnanlagen.


 Die Heizungsrohre liegen wie üblich offen auf dem Rasen, Müll wird oft gleich in der Nähe entsorgt.


 Es wirkt Vieles ärmlich, vom großen Touristengeld ist wohl noch nicht an allen Ecken etwas angekommen....

 Vor dem See, vorbei an einigen sehr windschiefen und manchen verkohlten Gebäuden ist ein Zaun mit großem offenen Tor. Die kyrillischen Buschstaben kann ich ja nicht lesen.... der See ist 100 Meter weiter, also taste ich mich vor.
Ein Mann zieht gerade sein Boot aus dem Wasser, ein anderer angelt, in kleinen selbstgezimmerten Holzkäfigen, die am Ufer im Wasser liegen stecken Enten. Mich beachtet man nicht.


Am Ufer stehen diverse ausrangierte kleine Container und garagenähnliche Gebilde. Dazwischen stapeln sich Boote, alte Sessel und Sofas, ein Grill.... Man hat versucht, es sich gemütlich zu machen. So ähnlich sah es früher bei uns auf den Schrottplätzchen aus, in Zeiten, als man sich da noch ganze Motoren für den VW Käfer gegen eine geringe Gebühr aussuchen konnte.... Da lebten oft wilde Typen, die nirgendwo anders auf der Welt hätten leben wollten. Hier scheint aber auch eine gewisse Not zu herrschen, trotz aller goldener Kuppeln, die das touristische Stadtbild beherrschen....



Ich ziehe weiter, entdecke eine riesige eingezäunte  Parkanlage am See, durch die bis um 21 spaziert werden kann.


Am Ufer versuchen  kleine Jungs etwas fürs Abendessen zu angeln, und ein paar Mütter drehen mit ihren Kinderwagen eine Abendrunde.


Weiter direkt am Ufer des Sees kommt man nach einigen Kurven von der Rückseite her an den Kreml.
Zwischendurch bieten sich schöne Ausblicke auf weitere Klöster.


Es sind kaum Leute unterwegs, kein einziges Geschäft hat auf, es gibt kein einziges Lokal, bis auf eine Art Disko zwischen den Arkaden, vor der sonnenbebrillte Jünglinge stehen und aus der Musik tönt.



Der Gang entlang der hohen, weißen Kremlmauer auf der einen und den Arkaden auf der anderen Seite, ohne Verkehrs- und Menschenlärm hat schon was Besonderes.





Aber nun habe ich meinen persönlichen Reisehöhepunkt erreicht !
 Ich stehe auf der gleichen Stelle, an der heute am frühen Nachmittag unser Bus gehalten hat und blicke nach oben.






 Es ist kaum zu glauben, vor meinen Augen glänzt und strahlt es fast unwirklich in der Abendsonne. Es ist so  schön, dass ich es gar nicht richtig beschreiben kann, und die Fotos sind nicht ganz und gar in der Lage, den Eindruck wiederzugeben.

 Ich bin so verzaubert von dem Anblick, dass ich mich bestimmt 20 Minuten dort herumtreibe und fast einen Nackenkrampf bekomme, bis mit einem Schlag aus Sterlingsilber mit einem Hauch Gold  ein einfach glänzendes Metall zu werden scheint.

Ich begebe mich nur zögerlich  auf den Rückweg zum Hotel..... ein Blick zurück zum Zauber.....


 ....ein Blick nach vorne in eine andere Wirklichkeit.....







Kurz vor dem Hotel liegt ein riesiges Marktareal, von allen Seiten umgeben von Handelsreihen. Ein Blick durch eines der 4 Tore zeigt drinnen gähnende Leere....

 
Im Hotel zurück , möchte  ich mir als Schlaftrunk ein Glas Bier an der Theke in der Halle holen.... einfach ist das nicht....
Außer unserer Gruppe scheint es hier keine Gäste zu geben, es ist ja auch noch keine richtige Saison...
Der nette junge Mann am Tresen muss noch üben, sowohl das Einschenken, als auch das Kassieren.
Dabei hilft im dann ein ebenso netter smarter junger Mann im Anzug, der als Einziger auf dem Barhocker sitzt und offenbar hier das Sagen hat. Er schickt den jungen Mann dann noch, mir das Bierglas eigenhändig ins Zimmer zu tragen. Ich kann mich nicht beschweren!
Hundemüde falle ich ins Bett.....

Am Morgen kommen doch wieder die Erinnerungen an alte Intourist Zeiten hoch....

Die Betten sind reine Notbetten, ein einfacher Lattenrost auf Metallgestell mit dünnem Maträtzchen drauf... Egal, ich habe geschlafen...

Beim Frühstück klappt wenig, die Kaffeeemaschine ist insuffizient, nicht mal heißes Wasser kommt zufriedenstellend heraus.
 Ein paar Besserwisser in der Gruppe wissen natürlich, woran es liegt... dann kriegen die Leute ihr Tässchen einzeln gebracht... Geht doch, zumindest wenn es Druck von der Reiseleiterin gibt....


Ein Schlachtschiff Marke Jungundblond bringt die Pfannkuchen und was sonst so angerollt werden muß. Sie verzieht kein einziges Stückchens ihres eisernen Gesichtes, das ist schon sehenswert....
Die Reiseleiterin gibt ihr noch eine kleine Anregung.... Lächeln!... wäre nicht schlecht.....


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